Mittwoch, 14. Juni 2017 8:30 … start in Eschweiler mit dem Wohnmobil. Ziel .. LeMans in Frankreich.
Eintrittskarten, Campingplatzticket und Tribünenkarten hatte ich alle im Vorfeld schon gekauft. Das WoMo hatte einen vollen Frischwassertank und 10L Benzin für den Roller waren auch an Board. Ansonsten alles was man zum Leben braucht. Auf gehts, zum wohl berühmtesten 24h Rennen der Welt.
Wir hatten für den Hinweg (Für den Rückweg später auch) extra eine Route geplant, die quer durch Belgien, an Charleroi vorbei hoch bis fast nach Calais ging. Wir wollten Paris bewusst meiden, da wir sowohl hin, als auch zurück, tagsüber dort fahren müssten. Da beides Wochentage sind, haben wir mit sehr viel Verkehr gerechnet und darauf schlicht keine Lust gehabt. Ausserdem ist die Landschaft auf der langen Route schöner und, trotz rund 80 mehr-KM, braucht man lt. Google Maps, nur wenige Minuten länger.
Bestes Wetter hat uns schon die ganze Fahrt begleitet und bis LeMans gehalten. Ausserdem die ganze Woche bis zu unserer Abreise. Es war wie ein schöner Sommerurlaub, nur ohne Meer oder Pool. Aber dank Wohnmobildusche war das kein Problem. Ich habe zwar viel Wasser geschleppt, was es aber Wert war.
Apropros Versorgung. Also die Versorgung auf den CP ist wirklich gut. Es gibt an vielen Punkten fließendes Frischwasser in unbegrenzten Mengen. Also auch kein Problem den großen WoMo Tank aufzufüllen. Für die die kein WoMo mit Dusche und WC haben, sind Container aufgestellt, wo sich allerdings ab spätestens Freitag, morgens lange Schlangen bilden. Das eigene WoMo WC kann man an den Containern problemlos entsorgen. Der Kanal liegt an einer Stelle offen, wo man es einfach reinkippen kann. Insgesamt also wirklich gut und für jeden Fall optimal.
Wenn wir schon bei Tipps und Wissen sind: Fahrräder oder ein Roller sind definitiv Pflicht in meinen Augen. Es gib zwar Shuttles rund um die Strecke, die auch gut funktionieren wenn man das System einmal durchblickt hat, aber man muss von den CP teilweise recht weit laufen bis zu den Shuttle Haltestellen. Ausserdem sind die Shuttles teilweise ziemlich voll. Und von den Haltestellen auf das Veranstaltungsgelände sind teilweise auch noch recht lange Wege. Das geht alles mit dem Fahrrad oder noch besser, einem Motorroller, viel Stressfreier und einfacher.
Ohne Roller oder Fahrrad sind die Indianapoliskurven oder die Mulsanne nicht sinnvoll zu erreichen. Es fährt ein Shuttle, aber bei der länge der Strecke, kann ich mir nicht ausmalen wie lange die Fahrt dauert. Die Shuttles fahren gefühlt max 20kmh.
Bei Renngeginn bzw. am Renntag bis ca 1 Stunde nach Rennbeginn, ist eine Tribünenkarte sinnvoll. Einfach weil man seinen festen Platz hat. Aber die Sicht ist teilweise nicht so gut das es den Preis wert wäre und wenn man mit ein wenig Gedränge gut klarkommt, dann kann man sich das wirklich sparen. Vor den Tribünen ist Platz und dort kann man, zumindest wenn man nicht nur 150cm groß ist, auch ganz gut gucken. Ich denke teilweise sieht man sogar besser. Allerdings sind die besten Plätze sehr früh morgens schon weg. Da sitzen die Leute dann, in bester deutscher Malle-Manier, seit früh morgens und bewachen noch einige leere Stühle neben sich für ihre Freunde. Aber gut, das alles löst sich ca 1 Stunde nach dem Start ziemlich schnell auf und es entsteht ein entspanntes Gewusel rund um die Strecke.
Alle CP haben vor und Nachteile. Die oberen, direkt am Village gelegenen, lassen einen schnell an die Hauptstrecke gelangen. Die unteren sind preiswerter und/oder haben wie bspw. Beausejour, Zugang zu den Porsche Kurven und der Naturtribüne dort.
In Anbetracht dessen das man aber auch mit Roller oder Fahrrad, immer noch viel läuft, sind gute Schuhe Pflicht. Mindestens ordentliche Turnschuhe. Ansonsten tun einem sehr schnell die Füße weh.
In LeMans herrscht eine wirklich tolle Atmospäre. Das muss man wirklich mal erlebt haben. Allerdings hat auch dieses Rennen, genau wie alle anderen Motorsportgroßereignisse eigentlich, das Problem das man an der Strecke wesentlich schlechter informiert ist, als bspw. die Zuschauer an den Fernsehern. Da gibt es mittlerweile aber schöne Lösungen für. Einfach in der WEC/24h App für 10 Euro den Live Stream freischalten lassen oder den Eurosportplayer runterladen (Gibts auch online für PC) und dort das Event für ebenfalls 10 Euro freischalten. Dann ist man exakt gleich gut informiert wie die Zuschauer zu Hause, plus Atmospäre. Der Haken könnte nur sein, das so ein Stream ziemlich viel Daten frisst. Dafür gibt es, speziell in Frankreich, eine gute Lösung. Für 20 Euro (30 wenn man erstmals eine Karte holt) gibt es von Free.Mobile.fr 100GB LTE Internet. Diese Karten gibt es aber nur in Automaten. Eine Liste davon gibt es auf der Webseite von Free.Mobile. Vorsicht, alles nur auf Französisch und wenn man nicht aufpasst, hat man einen Laufzeitvertrag an der Backe. Ansonsten geht das nur einen Monat und kann auch online um einen oder 2 Monate verlängert werden. Ich kann das nur empfehlen. Das Netz ist in LeMans so gut, das der Stream zumeist gut funktioniert.
Achja … ich habe gelernt das man auch immer Ersatzstühle dabei haben sollte. Ich habe 2 Kaputt gemacht. Aber das gute an LeMans ist … das viele ihr nagelneu gekauftes Equipment vor Ort stehen lassen. So haben wir uns für den Sonntag einfach stehengelassene Stühle genommen.
Das Rennen selber war wie immer eigentlich, sehr spannend. Vor Ort bekommt man die harten Kämpfe nicht so gut mit, aber dafür gibts ja meinen Tipp mit dem Streamen. Ich habe das leider nicht genutzt und nur abends im WoMo mal gestreamt. Glücklicherweise wurde ich immer gut von Freunden auf dem laufenden gehalten. Wie bereits erwähnt, kriegt man die spannenden Kämpfe nicht so gut mit an der Strecke. Aber die Fahrzeuge und die schiere Geschwindigkeit gepaart mit tollen Überholmanövern sind auch schon sehr sehenswert.
Ob die Rennleitung am Ende Jackie Chan DC Racing noch tagsüber wegen der Rückleuchte hätte reinholen müssen ist mindestens streitbar. Ich denke nach wie vor, die haben das gemacht weil Porsche ansonsten u.U. erst in der letzten Runde am LMP2 vorbei hätte gehen können. Eine einzige SC Phase hätte das vernichtet und dann hätte … sicherlich nicht zum Wohlwollen des ACO, ein LMP2 gewonnen.
Die Farce mit dem Toyota #7 wird sicherlich Geschichte schreiben, genauso aber auch der Reihenweise Ausfall der anderen LMP1. Das letztlich die #2 gewonnen hat, zeigt einmal mehr Eindrucksvoll das beim 24h Rennen immer gilt: To finish first, you have to finish first!
Möglicherweise zieht es mich 2018 wieder an die Sarthe.
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