Wir brauchen dringend eine Auszeit … eine kurze reicht fürs erste. Was also tun? Richtig, ins WoMo und los. Der Plan war, am Freitag den 5. April 2019 nach der Arbeit loszufahren. Ziel: Gibts noch nicht.

Wir haben also recht kurzentschlossen das WoMo fit gemacht, Ölwechsel, die neuen Rückfahrscheinwerfer mussten noch angeschlossen werden und das kürzlich erworbene Ally Faltboot musste auch noch verstaut werden. Das alles ging locker innerhalb der einen Woche die von der Entscheidung noch blieben bis es losging. Nach der Arbeit hab ich mir also das WoMo anstatt den PKW geschnappt (Wir hatten es tags zuvor schon in der Firma zwischengeparkt) und bin nach Hause. Dort schnell alles rein, dann unter die Dusche und los.

Wohin … wussten wir immer noch nicht. Als Ziele gab es u.a. den Papageienpark in Eindhoven und danach an die Niederländische Küste und da abchillen, Giethoorn, ebenfalls in den Niederlanden, wieder mal nach Brügge in Belgien, ins Mullerthal nach Luxemburg zum wandern, an die Biggetalsperre zum paddeln oder einfach mal drauf losfahren. Die Wahl fiel erst an der Tankstelle auf Giethoorn (http://s.bjoern-fey.com/4n), denn das war das einzige Ziel wo das Wetter für das Wochenende gut angekündigt war. Und wir hatten keine Lust auf schlechtes Wetter.

Also los. 267Km standen also kurz darauf auf dem Navi und wir waren flugs auf der Autobahn 61 in Richtung Niederländische Grenze unterwegs. Bei Tageslicht haben wir es nicht mehr geschafft anzukommen, aber das war ja kein Problem, die neuen Rückfahrscheinwerfer wollen ja auch getestet werden. Wir haben also den ersten Stellplatz angefahren, der entgegen der Erwartungen auch nicht abgesperrt war, allerdings war der Platz wo wir dann letztlich hinwollten doch abgesperrt so das wir direkt mal Licht hinterm WoMo machen konnten um auf der schmalen Straße zu drehen um nicht alles Rückwärts fahren zu müssen.

Die Scheinwerfer (2x48W LED Strahler http://s.bjoern-fey.com/4o) am Heck des WoMo taten sehr gut ihren Dienst, auch wenn ich festgestellt habe das ich wohl noch etwas mehr Licht brauche. Die Kamera schaltet nicht oder wahllos in den Tageslichtmodus und erst dann wird das Bild ja so wie ich es haben will. Also muss mehr Licht her. Ich werde es erst mit einer anderen Scheinwerfereinstellung ausprobieren, im zweiten Schritt aber einfach noch 2 Scheinwerfer montieren.

Rückwärts fahren ging wunderbar und so sind wir dann zum nächsten Platz. Der ging, sah aber aus wie Privatgrund, auch wenn nichts dran stand. Und wir waren direkt an einem Haus, an einer Straße und schön war es auch nicht. Also wieder Rückwärts und ab zum nächsten Spot. Jetzt stand die Entscheidung noch viele Spots anzufahren die ich rausgesucht hatte oder direkt einen ‚sicheren Hafen‘ anzusteuern und dafür etwas ausserhalb zu sein.

Die Wahl fiel auf den sicheren Hafen und so sind wir eine einsame Straße entlang, mitten in das Naturschutzgebiet gefahren und haben dort einen gemütlichen Parkplatz am Straßenrand genutzt. Goldrichtig wie sich herausstellte. Wir hatten eine ruhige Nacht und wurden geweckt von dem quaken der Gänse und Enten rundherum. Traumhafte Natur und abgesehen von ein paar zügigfahrenden Bauern war es auch ruhig.

Wir haben also gemütlich gefrühstückt und dann ebenso kurzentschlossen wie die Fahrt nach hier begonnen hat, beschlossen was wir heute machen. Der Beschluss fiel auf PADDELN. Genau, wir hatten ein neues Boot, wir wollten es testen, wenn nicht hier, wo dann … also los. Wir haben also einen Parkplatz gesucht und man muss Giethoorn wirkliche Touristenfreundlichkeit zugestehen. Es gibt direkt in der ‚Stadt‘ tatsächlich kostenlose Parkplätze. Und auch noch solche wo man mit dem WoMo stehen darf. Dort sind wir also hin und haben dann direkt auf der Wiese daneben in neuer Rekordzeit das Ally zusammengebaut. 35 Minuten sind super für uns und so haben wir uns dran gemacht die ersten Erfahrungen im neuen Boot und in Giethoorn zu sammeln. An einem kleinen Seitenkanal haben wir das Boot (Was ich locker alleine tragen kann) dann zu Wasser gelassen, unseren Kram reingeworfen und dann uns selber. Diesmal war es ja nicht Hochsommer wie in Mecklenburg 2018, so das wir tunlichst keine nassen Füsse bekommen wollten. Das war eine neue Herausforderung, trocken ins Boot einzusteigen. Aber sie gelang uns … und das gleich mehrfach an dem Tag.

Giethoorn hat eine Hauptstraße und viele Nebenstraßen. Die sind allerdings meist Privat so das man sie nicht befahren sollte bzw. darf. Die Hauptstraße ist auch eine Einbahnstraße und erfordert den Rückweg über den angrenzenden See. Das ist mit dem Motorboot nicht so schlimm, mit dem Kanadier erfordert ein See doch immer etwas mehr Kraft, insbesondere wenn, wie in unserem Falle, ein guter Wind geht.

Die Hauptstraße führt uns vorbei an schönsten und wirklich gepflegten Häusern. Recht wenig Touristen sind zu sehen, was aber sicherlich an der Bewölkung und ebenfalls an der Vorsaison liegen könnte. Es war angenehm warm, erforderte aber trotzdem eine dünne Jacke wegen des Windes. Wir haben uns ganz gemütlich durch die Gassen gepaddelt und hatten nach einigen hundert Metern dann auch das Boot verinnerlicht und das Paddeln lief rund.

Es war sehr entspannend und irgendwann kamen wir auf diese Art und Weise am Ende von Giethoorn an. Wir waren etwa in der Mitte gestartet und so mussten wir wieder über den See zurück bis ganz an den Anfang. Das war etwas anstrengend, hat aber auch nochmal neue Perspektiven gezeigt. Angrenzend ist ein riesiges Naturschutzgebiet was man aber durchpaddeln darf. Das wollen wir dann irgendwann anders nochmal angehen. Es muss dort auch schönste Natur geben. Von weitem sah es auf jeden Fall toll aus.

Am Ende von Giethoorn angekommen konnten wir entscheiden nach links, bis ans wirkliche Ende des Ortes zu fahren, diesmal allerdings nicht als Einbahnstraße, oder Rechts, zurück zu unserem Ausgangspunkt. Klar, die Wahl fiel auf links, wir wollten ja schließlich alles sehen. Hier kamen uns dann auch ab und zu die ‚großen‘ Ausflugsboote entgegen was teilweise abenteuerlich Eng war, aber die Fahrer verstehen ihren Job und es ist nie brenzlig geworden.

Ein kleines Hüngerchen nagte an unseren Mägen und so sahen wir im Vorbeifahren einen Hamburger-Laden. Mit Bootsanleger! Kurzentschlossen (Die Spontanität zieht sich durchs ganze Wochenende irgendwie) haben wir angehalten, festgemacht und Essen und Trinken bestellt. Seit der Bude wissen wir das Giethoorn 3 eigene Biersorten hat die es wohl auch nur dort zu kaufen geben soll. Geyt Bier in Blond, Dunkel und als Bockbier. Das Bock hat mir nicht geschmeckt, das Blonde ist lecker, das dunkle ist auch nicht meins. Dafür ist der Hamburger in ‚Pannenkoeken & Brasserie de Witte Hoeve‘ (http://s.bjoern-fey.com/4p) wirklich ein Erlebnis. Nicht weil das Fleisch herausragend besonders war, sondern weil es kein klassischer Burger war.

Die Burger wurden serviert zwischen zwei unterschiedlichen Broten und waren recht groß. Für 12€ macht man da wirklich keinen Fehler und ich spreche hier eine Empfehlung aus. Abgesehen von der tollen Atmosphäre dort war es auch ein wirklich gemütlicher Ort. Wir sind dann nach einer guten Stunde wieder in unser Ally gestiegen und weiter gefahren. Das Ende des Ortes war schnell erreicht und wir haben den Rückweg angetreten. Auch hier wieder, aber insbesondere ab der Kreuzung wo wir uns ja eben für linksrum entschieden haben, waren wieder wunderschöne Häuse mit tollen Vorgärten zu sehen.

Mit Ruhe und Gemütlichkeit haben wir dann auch tatsächlich wieder den Nebenarm gefunden wo wir abgelegt hatten und haben das Boot wohlbehalten zurückgebracht. Dann wieder abbauen, im WoMo verstauen, noch schnell örtliches Bier einkaufen und wieder zurück zu unserem Stellplatz von letzter Nacht. Zuvor haben wir uns zwar noch 2 andere Spots angesehen die ich rausgesucht hatte, aber die waren schön, aber nicht sicher ob man dort problemlos übernacht stehen konnte. Und auf Ärger hatten wir wirklich keine Lust.

Der Stellplatz bescherte uns wieder eine wunderbar ruhige Nacht. Morgens allerdings, es war Sonntags, sonnig mit blauem Himmel und angenehm warm, wurden wir von nicht wenigen Touristen geweckt. Da dies ein Vogelparadies ist, kommen hier viele her um Vögel zu beobachten und sich einfach in der Natur zu erholen. Absolut ok, es ist wirklich wunderschön dort. Wir haben den Morgen trotzdem genossen, ganz gemütlich gefrühstückt und dann mal wieder spontan beschlossen was wir heute machen, bis es wieder nach Hause geht. Die Wahl fiel diesmal auf laufen. Wieder durch Giethoorn, einfach mal um eine andere Perspektive zu sehen und weil wir ja schon durchgepaddelt waren.

Wir haben der Einfachheit halber den gleichen Parkplatz wieder angesteuert, nur das der diesmal tatsächlich gut gefüllt war. Ich will mir gar nicht ausmalen wie es hier im Sommer aussieht. Stört uns aber jetzt nicht, wir sind frohen Mutes. Kamera gesattelt und los gehts.

Auch aus der Fußgängerperspektive ist Giethoorn wirklich schön. Und bei dem besten Wetter war auch direkt mal viel mehr los. Mehr Fußgänger, aber vor allem viel viel mehr Bootsverkehr. Teilweise hat das chaotische Züge angenommen, insbesondere da die meisten Touristen wohl noch nie ein Boot gesteuert haben und von der Trägheit dieser Boote bzw. das man sie nur lenken kann wenn der Motor läuft, gehört haben.

Es hat uns 2 mal richtig Spaß gemacht dem chaotischen Treiben vom Rand aus zuzusehen und dabei einfach auf der Bank zu sitzen und froh zu sein nicht mit dem zerbrechlichen Ally da drin zu stecken. Bis zu der Hamburger Bude sind wir aber nicht gelaufen und hatten nach 2 Stunden auch die Nase voll. Heimweg war angesagt und so haben wir uns gemütlich zum WoMo begeben, noch 30 min. auf dem Parkplatz gechillt, nen Kaffee aufgesetzt und sind dann nach Hause aufgebrochen.

Ein toller, preiswerter und unvergesslicher Kurztrip den ich jedem nur ans Herz legen kann. Wenn man kein eigenes Boot hat, kein Problem. In Giethoorn sind alle 4m Bootsverleiher. Die Preise sind meist um die 15€ pro Stunde, was ich für absolut fair halte. Ich habe allerdings keine Ahnung ob die Preise in der Hauptsaison anders sind.

Man sollte sich die Zeit für einen solchen Trip auf jeden Fall mal nehmen. Es ist unvergesslich!